Ghetto Łódź - eine (fast) vergessene Geschichte des Terrors
In Zusammenarbeit mit dem Citizen.KANE.Kollektiv erinnerte die Antifaschistin Janka Kluge in einer szenischen Lesung an einen erschreckenden und fast vergessenen Teil der deutschen Geschichte in Stuttgarts polnischer Partnerstadt Łódź.
Das Projekt beschäftigte sich mit Chroniken und Tagebucheinträgen aus dem Ghetto in Łódź, einem Sammellager des NS-Staates für jüdische Menschen, Sinti*zze und Rom*nja in Polen während der deutschen Besetzung. Sie zeigten auch Farbfotos und es gab bildliche und detaillierte Beschreibungen der grausamen Vorgänge in diesem Ghetto. Sie lasen die Berichte so original wie möglich vor, haben sich aber entscheiden das Z-Wort, das in diesen Texten für Sinti*zze und Rom*nja stand, nicht auszusprechen. Der Kontext wurde trotzdem klar. Für mögliche Fragen zu bestimmten Worten und Zusammenhängen händigten sie ein Programmheft inklusive Glossar aus. Hier konnte das anwesende Publikum einige wichtige Begriffe nachlesen und fanden auch Hintergrundinformationen zu Opfer des Nationalsozialismus und deutsche Funktionsträger, die in der Lesung erwähnt wurden.
Die Premiere fand am Sonntag, 21.7.2024 um 14 Uhr im Rahmen der Veranstaltung „radioSCHAUen“ des Freien Radios für Stuttgart (FRS) live im Foyer des FRS vor Publikum und gleichzeitig live im Radio statt. Das Publikum konnte vor Ort oder mittels Übertragung im Radio und per Videostream im Internet an der Lesung teilnehmen. Im Foyer des Freien Radios wurde für ca. 50 Zuschauende bestuhlt.
Geschichtlicher Hintergrund
Im Sommer 1944, also genau vor 80 Jahren, wurde das Ghetto Łódź durch die Deportation zehntausender jüdischer Menschen nach Auschwitz von den Nationalsozialisten liquidiert. An dieses Ereignis in der polnischen Partnerstadt Stuttgarts erinnerte die Premiere der Szenischen Lesung „Ghetto Łódź – eine (fast) vergessene Geschichte des Terrors“. Von 1940 bis 1944 existierte in Łódź ein Ghetto für jüdische Menschen. Wenig bekannt ist, dass es das älteste und nach dem Warschauer auch das zweitgrößte Ghetto war. Die Bedingungen, unter denen die Menschen leben mussten, waren unerträglich. Wer nicht an Hunger und Krankheit starb, wurde im benachbarten Chełmno (Kulmhof) oder später in Oświęcim (Auschwitz) ermordet. Nur wenige Menschen überlebten das Ghetto. Trotzdem gibt es eine Vielzahl an Dokumenten, die erhalten geblieben sind. In der Verwaltung des Ghettos waren nach Łódź deportierte Journalist_innen und
Schriftsteller_innen beschäftigt, die eine tägliche Chronik über die Geschehnisse schrieben. Kurz vor der Liquidation des Ghettos 1944 wurde die Chronik vergraben. Das ist nun 80 Jahre her. Jahrzehntelang wussten nur wenige Historiker_innen von der Existenz der Aufzeichnungen. Neben den Texten der Chronik, die nach dem 2. Weltkrieg wieder ausgegraben wurde, sind auch Tagebücher von Bewohner_innen des Ghettos Grundlage von „Ghetto Łódź – eine (fast) vergessene Geschichte des Terrors“.
Fonds
Ad-hoc Fonds
Aktionszeitraum
21. Juli 2024
Orte
Live im Foyer des Freien Radios Stuttgart (FRS)
Initiator_innen
Citizen.KANE.Kollektiv e.V.
Zielgruppen
junge Zuschauer_innen und Zuhörer_innen
Themenfelder
- Erinnerungskultur
Typ der Einzelmaßnahme
- Szenische Lesung