IDAHOBITA Stuttgart 2025
Der Internationale Aktionstag gegen Queerfeindlichkeit wird seit 2005 weltweit am 17. Mai begangen. Er richtet sich gegen Hass und Gewalt gegen queere Menschen und ist durch seinen internationalen Charakter der wohl wichtigste Gedenktag der queeren Communities.
Wie schon 2024 haben sich zahlreiche Organisationen zusammengetan, um gemeinsam eine Veranstaltung zu planen und durchzuführen. Das Projekt 100% MENSCH hat dabei die logistische Funktion der Kundgebungsanmeldung, die Planungssitzung und Protokollierung übernommen. Alle inhaltlichen Entscheidungen wurden durch das Planungsgremium bestehend aus Vertreter_innen von Friedrich Ebert Stiftung (feiern zeitgleich 100 Jahre auf dem Schlossplatz), LSVD+ Baden-Württemberg e.V., Stuttgart Pride e.V., Regenbogen Refugium e.V., Mission TRANS* e.V. und just human getroffen. Die FES feierte zeitgleich ihr 100-jähriges Bestehen und übernahm die Organisation des Poetry Slams im Anschluss an die zentrale Kundgebung.
Ablauf
Phase 1: Gesprächsinseln: Wir haben acht Stehtische auf dem Schlossplatz platziert und konnten zahlreiche Gespräche mit der Stadtgesellschaft über queere Themen, Vorurteile, Falschinformationen und Rechte führen. Die Aktion wurde gut aufgenommen und soll in der Zukunft fortgeführt werden. Aus Sicherheitsgründen wurden die Tische im Kreis aufgestellt (Wagenburg). Diese Anordnung soll in der Zukunft geändert werden, da sie nicht optimal in der Zugänglichkeit war. Hier ein paar Rückmeldungen von den Menschen an den Gesprächsinseln:
Worüber habt Ihr mit den Personen an Euren Tischen gesprochen?
„Wir sind über die ILGA Rainbow Map mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen, über den Stand von Queerfeindlichkeit in Europa und der Welt sowie über „unser“ Thema Regenbogenfamilien und fehlende Reform des Abstammungsrechts und drittens ein paar Mal als Beratung zum Thema Diversity Management in Unternehmen – das hatte sich so ergeben, passte aber.“ LSVD+ BaWü
„Ein etwa 12-14-jähriger Junge sprach mich an, um mich darauf hinzuweisen, dass laut Bibel Homosexualität und „Alles, was wir da machen“ eine Sünde sei.“ CSD Stuttgart
„Zwei ältere Jungs, ca. 16-18 Jahre, kamen auf uns zu, um zu sagen, dass sie „uns hassen“ und wenn wir nicht so viele gewesen wären an dem Tag, hätten sie uns verprügelt. Gesprächseinstig war, dass das wohl unsere Kindheitstraumata seien, da anscheinend „jeder von uns irgendein Trauma hat“.
Danach wurde mir angedroht, ich solle auf dem Nachhauseweg besser aufpassen.“ CSD Stuttgart
Wie war Euer Eindruck über die Notwendigkeit dieser Gespräche?
„Extrem notwendig und hochemotional! Es haben sich dabei auch viele Menschen bedankt, dass wir das machen und sichtbar sind. Und mensch merkt dabei, wie viele Nationen in Stuttgart leben, welche Schicksale es hier gibt. Es bräuchte eigentlich mehr solchen Austausch.“ LSVD+ BaWü
Phase 2: zentrale Kundgebung
Die Kundgebung bestand aus fünf Reden besonders marginalisierter Gruppen zu den Themen Flucht, trans Identitäten, Rassismus, Lesbenfeindlichkeit und Behinderung. Krankheitsbedingt musste die Vertretung der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland absagen, wir konnten jedoch mit einer Vertreterin von Afrokids International spontan eine sehr gute Vertretung finden. Im Gruppengespräch thematisierten die veranstaltenden Organisationen die politische und gesellschaftliche Lage. Zum Gedenken an die von Queerfeindlichkeit betroffenen Menschen und den Opfern von Gewalt fand um 17.50 Uhr eine Gedenkaktion mit Schweigeminute statt. Im Anschluss erfolgte ein Empowerment unter dem Motto „Singen für die Demokratie“ bei der „Freude schöner Götterfunken“ in einer Neutextung von einem queeren Chor und den Teilnehmenden auf dem Schlossplatz gesungen wurde. Die Veranstaltung wurde künstlerisch von den Drag Artists SirDan Manhattan, Holy Father und Ariana Gandhi sowie der Sängerin Ela Querfeld begleitet.
Phase 3: Poetry Slam
Im Rahmen der Pop-Up-Lounge „100 Jahre FES“ und anlässlich des IDAHOBITA veranstaltete die Friedrich-Ebert-Stiftung einen Poetry Slam zum Thema „Miteinander“ als gemeinsamen Abschluss ihres Thementages und der IDAHOBITA Kundgebung. Junge, teils queere Künstlerinnen präsentierten eindrucksvolle Texte über Queerness, Vielfalt, Selbstermächtigung und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Beiträge reichten von sehr persönlichen Geschichten bis hin zu politischen Statements – verbunden durch eine klare Botschaft: Eine demokratische Gesellschaft lebt von Vielfalt und Anerkennung. Der Slam wurde vom Publikum auf dem Schlossplatz sowie von zahlreichen Passantinnen mit großem Interesse und positiver Resonanz aufgenommen.
(Text: Sebastian Wiesneth, Friedrich Ebert Stiftung)
Insgesamt war die Veranstaltung eine gelungene Mischung aus Gesprächen, Gedenken, Empowerment, Kulturbeiträgen und politischer Botschaft. Gleichzeitig haben insbesondere die Gespräche gezeigt, dass ein enormer Handlungsbedarf besteht, solche Veranstaltungen fortzuführen.
Fonds
Aktionsfonds
Aktionszeitraum
17. Mai 2025
Orte
Schlossplatz Stuttgart
Initiator_innen
Zielgruppen
Queere Communities und Stadtgesellschaft
Themenfelder
- Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt
- Vielfalt und Diversity
Typ der Einzelmaßnahme
- Informationsveranstaltung
- Kundgebung
- Informationsveranstaltung