Geschichtswissenschaftliche und zivilgesellschaftliche Perspektiven
An immer mehr Orten des deutschen Südwestens leisten lokale zivilgesellschaftliche Initiativen einen wichtigen Beitrag zur Erforschung und Sichtbarmachung kolonialer Strukturen. Antirassistische Protestbewegungen, Rückgabeforderungen und Diskussionen über Denkmäler und Straßennamen haben den zum Teil seit Jahrzehnten aktiven, zum Teil neu gegründeten post– bzw. dekolonial arbeitenden Gruppen mehr öffentliches Gehör verschafft. Zugleich differenziert sich die historische Forschung zum deutschen Kolonialismus immer stärker aus, und in verschiedenen Bundesländern wurden erste Versuche unternommen, entsprechende regionalgeschichtliche Perspektiven zu etablieren. Auch in Baden–Württemberg erhielten koloniale Verstrickungen und postkoloniale Themen in den letzten Jahren vermehrte wissenschaftliche und öffentliche Aufmerksamkeit auf ersten Tagungen, in Ausstellungen und auf politischer Ebene, etwa im Rahmen der Namibia–Initiative des Landes.
Auf einer über die lokale Ebene hinausgehenden, landesweiten Ebene scheinen die verschiedenen Akteur:innen aus zivilgesellschaftlichem Aktivismus, ‚etablierter‘ Wissenschaft (Universitäten, Archive) und Public History (Museen, Geschichtsvereine) allerdings bislang kaum vernetzt zu sein. Die Tagung will einen Beitrag dazu leisten, diesen gegenseitigen Austausch zu fördern und so Anknüpfungspunkte für zukünftige Kooperationen zu schaffen.