Eine Werkstatt-Ausstellung
Was hat das Linden-Museum mit dem deutschen Kolonialismuszu tun? Welche württembergischen Akteure waren am Kolonialismus beteiligt? Und wie präsent war der Kolonialismus in der württembergischen Alltagswelt?
Damit stellt sich das Museum der Verantwortung für die eigene Geschichte und reflektiert seine kolonialen Wurzeln kritisch. Die Ausstellung zeigt die kolonialen Verbindungen des Museums zwischen 1882, dem Jahr der Gründung des Württembergischen Vereins für Handelsgeographie als Träger des Museums,und ca. 1940 auf und bezieht Auswirkungen bis in die Gegenwart mit ein. Eine wichtige Rolle nahm Karl Graf von Linden ein. Er war Vorsitzenderdes Trägervereins und prägte das Museum während der Kolonialzeit. Entsprechend wurde das Museum 1911 nach ihm benannt. Daneben werden weitere Persönlichkeiten vorgestellt, die Teil von Geschichten sind, die sich zwischen dem Museum, Württemberg und den Kolonien abspielten. Ebenso wird nach denjenigen gefragt, über die wir aufgrund der kolonialen Verhältnisse wenig wissen, die aber dennoch maßgeblich am Aufbau der Sammlungen beteiligt waren. In einem weiteren Schritt wird das kolonialistische Vereinswesen betrachtet, zu dem auch der Trägerverein zu zählen ist. Vereine prägten das gesellschaftliche Leben und dienten als Multiplikatoren kolonialer Ideologien. Ereignisse wie Kolonialtagungen, -ausstellungen und sog. „Völkerschauen“ oder Objekte der Alltagskultur zeigen,wie tief verwurzelt der Kolonialismus auch in Stuttgart war. Es wird gefragt, welche Kontinuitäten sich bis heute ergeben.
Ein weiterer Themenschwerpunkt befasst sich mit Gewalt und rückt exemplarisch den sogenannten „Boxer-Krieg“ in China (1900/01) in den Mittelpunkt. Hunderte Württemberger Soldaten zogen freiwillig in diesen Krieg, aus dem das Linden-Museum geplünderte Objekte besitzt. Württembergern, die an Kolonialexpeditionen und -kriegen teilnahmen,wurde ehrend mit Gedenktafeln und Denkmälern gedacht, die es teilweise noch heute gibt. Wie soll damit umgegangen werden?