Am 4.11.2023 kehrte das FF*GZ Stuttgart e.V. mit der vierten Edition von „We all came out of a pussy“ in die RAMPE und somit an den Geburtsort des Festivals zurück. Unter dem Zusatz „did we?!“ hinterfragten wir einen Tag lang gesellschaftliche Normen und Strukturen rund um die Themen Elternschaft, Verteilungsgerechtigkeit und vielfältige Familienformen. Ab 11 Uhr erwartete die Besucher*innen ein vielfältiges Programm:
WORKSHOP 1 (11.30-13 Uhr): Beziehungen. Wie wollen wir sie gestalten? Sexualpädagogin Angela bot den mehr als 20 Teilnehmenden verschiedene Fragestellungen zu Beziehungen an, welche diese zunächst alleine für sich reflektierten und dann in Kleingruppen besprachen. Es entstand schnell ein sehr offener und vielseitiger Austausch über verschiedene Formen von Beziehungen, Nähe und Autonomie. Nachdem der von BerTa Regenbogenfamilien geplante Workshop „Queerfeministische Elternschaft und Vielfalt in Familienmodellen“ krankheitsbedingt ausfiel, fand der Workshop zum Thema Beziehungen um 14 Uhr ein weiteres Mal mit rund 20 Teilnehmenden statt.
GESPRÄCH/WORKSHOP 2 (11.30-13 Uhr): Geburtsgespräche – anders als erhofft? Mit Blick auf den hinterfragten Festivaltitel schufen Stefanie (Dozentin an einer Fachschule für Sozialpädagogik (sexual-)pädagogische Themen) und Lena (Hebamme im Stuttgarter Geburtshaus) einen intimen Raum für Fragen, die das Thema Geburt und ihre Folgen betreffen. Die Gesprächsrunde ermöglichte den rund 20 Teilnehmenden (u.a. Hebammen und Hebammenschülerinnen) einen Raum für Begegnung, etwas Verarbeitung der eigenen Geschichte und damit Ermächtigung.
WORKSHOP 3 (13.30-15 Uhr): Wie kann Sex gesünder & feministischer werden? Die FF*GZ-Mitfrauen* Lilou, Karla, Hanna und Sissy gingen gemeinsam mit den rund 40 Teilnehmenden wichtigen Fragen rund um das Thema Verantwortung, Vorlieben und Grenzen beim Sex auf die Spur. Dabei definierten sie in Kleingruppen „gesunden” und „feministischen Sex“ und erarbeiteten mögliche Lösungsansätze.
LESUNG Sarah Diehl „Die Freiheit, allein zu sein“ (16-17.30 Uhr) In der von Frederike Wiechmann moderierten Lesung mit Sarah Diehl ging es um die Bedeutung von Freiräumen besonders für Frauen, außerhalb von patriarchal-gesellschaftlichen Normen wie die der Kernfamilie, in der Frauen immer noch die meiste Sorgearbeit leisten und dafür auf bezahlte Lohnarbeit verzichten. Sarah Diehl zeigte den rund 80 Zuhörenden auf, dass es kein Widerspruch ist, sich (temporär) ins Alleinsein und in die Reflexion der eigenen Bedürfnisse zurückzuziehen und trotzdem ein engagiertes und aktives Mitglied einer Gemeinschaft und Gesellschaft zu sein.
DISKUSSION „Verteilungsgerechtigkeit: Nicht alle haben dieselben Startmöglichkeiten ins Leben?!“ (18 – 19.30 Uhr) Die Abschlussdiskussion mit rund 60 Zuhörer*innen legte den Schwerpunkt auf Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit sowie auf die Auswirkungen von verschiedenen gesellschaftlichen Positioniertheiten und Diskriminierungsbetroffenheiten. Als Podiumsteilnehmende tauschten sich Künstler*in Yara Richter, Autorin Sarah Diehl und Künstler*in Steven Solbrig mit der Moderatorin Yeama Bangali darüber aus, wie strukturelle und gesellschaftliche Diskriminierung Menschen in ihrer eigenen Entwicklung beeinträchtigen, über die Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen und ihre Visionen für eine gerechtere Gesellschaft. Im Anschluss folgte eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum.
THEATERPERORMANCE „I choose… No! A Story of Non-Motherhood“ (20 – 21.30 Uhr) Vor rund 120 Zuschauer*innen stellten die silent ladies_ Fragen rund um gewählte Nicht-Mutterschaft und deren Stigmatisierung und zeigten, dass die biologische Uhr eigentlich nicht tickt.
Die Performance fand in deutscher Sprache statt, zur Unterstützung für blinde und sehbehinderte Menschen wurde die Möglichkeit der Audiodeskription angeboten.
RAHMENPROGRAMM/PARTY Über den Tag verteilt gab es weitere Begegnungsmöglichkeiten zu verschiedenen Themen: Ausstellung „GOOD TO KNOW X“, Vulva-Abformungen, einen Kinderbereich mit Spiel-, Bücher- und Bastelangebot sowie einen Infotisch und einen Büchertisch der Markusbuchhandlung Stuttgart. Einen weiteren Anlass für Vernetzung und Austausch bot der musikalische Party-Abschluss in der Rakete, bei dem über die Nacht verteilt rund 300 Menschen ausgiebig zu den verschiedensten DJ-Sets tanzten.
Die Besucher*innenzahlen (rund 600) und die Rückmeldungen zeigten, dass das Festival über die anfänglichen Erwartungen hinaus u.a. auch durch die Erweiterung des Titels ein voller Erfolg gewesen ist und dass (Queer-)Feminismus und Familienentwürfe/-planung gesamtgesellschaftliche und globale Anliegen sind, die kontinuierlich verteidigt und neu gedacht werden müssen!
Das FF*GZ Stuttgart dankt für die Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg, der RAMPE und für die freundliche Unterstützung des BMFSFJ im Rahmen des Förderprogrammes „Demokratie leben!“, der Alfred Ritter GmbH, des Bezirksbeirat Stuttgart Süd und des Förderprogrammes „Stuttgart für alle inklusiv“ der Landeshauptstadt Stuttgart. Darüber hinaus geht ein besonderer Dank an alle Beteiligten, die das Festivalprogramm durch ihre Beiträge bereichert haben.